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Die Schwimmfrauen vom Arheilger Mühlchen

Erinnerungen ans Arheilger Mühlchen 

Meine Erinnerungen ans Arheilger Mühlchen gehen bis zu meiner Kindheit zurück. Als Borngässer Mädchen 1933 geboren und mit zwei älteren Schwestern und mit eienem jüngeren Bruder aufgewachsen war das Mühlchen im Sommer oft unser Ziel. Über Stoppelfelder und Baumstückäckern ging´s barfuss querfeldein. Unterwegs wurden die Äpfel aufgelesen (oder auch abgepflückt), das war unsere Verpflegung. In den Kriegsjahren kann ich mich noch sehr gut an den Bademeister Brücher erinnern, da gab es bei Fliegeralarm folgenden Befehl: „Alles in die Hecken!“ Die Tiefflieger, damals auch Rotschnäuzer genannt, wegen ihrer roten Schnauze, schossen auf alles, was sich bewegte. Gab es Entwarnung, ging der Badebetrieb wie gewohnt weiter.

Die Sommermonate waren die schönste Zeit. Wir brachten uns selbst das Schwimmen bei. Auf einem Bein, halb hüpfend halb gleitend, schwammen wir auf die Balken zu, die das Nichtschwimmerbecken abgrenzten. Als Schwimmhilfe hatten wir selbstgenähte Schwimmsäckchen aus Nessel. Die wurden nass aufgeblasen, so klappte es gut. Bis Ende des Sommers wurde aus den Nichtschwimmern eine glückliche Schar, die bis zum Badesteg in der Mitte des Mühlchens schwimmen konnte.

Im Winter, wenn der Teich zugefroren war und die nötige Eisdicke hatte, spielte ich oft mit den Buben Eishockey. Die Schlittschuhe wurden an unseren Winterstiefeln mit Halterungen befestigt. Dazu brauchte man das „Schlittschuhleiersche“, das an einer Kordel um den Hals hing. Meine Mutter war nicht erfreut denn die Absätze meiner einzigen Winterschuhe, die ich besaß hatten die Spuren der Zacken von den Schlittschuhhalterungen.

Nach dem Krieg, wir waren nun älter geworden (12-13 Jahre), war das Mühlchen im Sommer ein schöner Treffpunkt für Freundinnen und Freunde. Manche Ehe ging aus diesen Freundschaften hervor. So auch meine.

 Nach meiner Hochzeit machte ich mich mit unseren beiden Kindern auf den Weg zum Mühlchen. Der Kleine im Kindersitz auf dem Rad, und die „Große“ mit ihrem Kinderrädchen. Es war ein langer Weg, aber es lohnt sich. Der Eintritt betrug damals (ca. 1962-70) für Kinder 10 Pfennig und Erwachsene 50 Pfennig. In den sechziger Jahren hatten wir, wo heute der Geräteraum ist, eine Kleiderabgabe. Frau Dieter, meine Tante, nahm damals die Garderobe gegen Gebühr entgegen. Später, als unsere Kinder bei Herrn Lücker das Schwimmen lernten war ich nicht mehr gefragt. Sie gingen ihren eigenen Weg. Ich traf mich wieder, wie vor ca. 40 Jahren, mit meiner alten Schulfreundin am Mühlchen.

Als altes Arheilger Mädchen kannte man sich und so waren wir nach und nach eine ganze Gruppe Frauen, die sich unter dem „Bäumchen“ (heute ein Baum) trafen. Aus dieser aktiven Frauengruppe wurden die „Schwimmfrauen vom Arheilger Mühlchen“. Die Jahre vergingen und es wurden 30 Jahre Gemeinsamkeit mit vielen fröhlichen Stunden und Ritualen wie das An- und Abschwimmen. An sonnigen Nachmittagen unter unserem Baum entstanden die Ideen für unsere zahlreichen Auftritte mit der „Caroline Reiber Show“ für die Seniorennachmittagen der Arheilger Kerb.

 

Viel Zeit ist vergangen, manche Frauen sind nicht mehr unter uns – andere können aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr zum Mühlchen kommen. Das Grüppchen ist zusammengeschrumpft! Aber es geht weiter, meine Enkelin Saskia ist oft mit mir am Mühlchen. Voriges Jahr beim Wettschwimmen ließ ich sie noch gewinnen, aber diesen Sommer schwamm sie mir davon. Auch Sie trifft sich mit ihren Freundinnen aus der Grundschule, die jetzt auf Schulen in ganz Darmstadt verteilt sind. So schließt sich der Kreis. Ich denke und hoffe, dass noch manche Gereration unser schönes Naturbad besuchen kann und Erholung und Freude beim Baden findet. 

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