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Mühlchen 2015: 62.365 Besucher – 2016: Idylle ade?

Förderverein muckt auf und lehnt Straße am Ostrand des Mühlchens ab

Der heiße Sommer hat dem Mühlchen einen neuen Besucherrekord beschert: 62.365 Besucher – fast doppelt so viel wie im Jahr zu vor – fanden den Weg ins Mühlchen. Dank der gründlichen Entschlammung durch die vielen Helfer des Fördervereins war die Wasserqualität über den ganzen Sommer hinweg hervorragend. Gutes Wetter, gutes Wasser, gutes Ambiente: Das waren die Gründe für die tolle Saison. Auch die Kasse stimmte: Über die Mühlchensäule konnte die Stadt Darmstadt rund zwölftausend Euro an freiwilligen Eintritt einnehmen.

Aber die Idylle ist nicht ungetrübt. Während der Sommerferien wurde der Förderverein vom Stadtverordneten Werner Krone auf die Magistratsvorlage 2015/0245 hingewiesen, die am 22.7. vom Magistrat beschlossen wurde. Danach soll an der Ostseite des Mühlchens parallel zur Bahnlinie für knapp 300.000 € ein Brückenbauwerk von 4 Meter Breite errichtet werden. Die Brücke ist Teil einer später zu bauenden Straße, über die eine Ringbuslinie geführt werden soll. Nach einer eingehenden Besichtigung der örtlichen Gegebenheiten hat sich der Vorstand des Fördervereins einstimmig gegen das geplante Vorhaben ausgesprochen und seine Stellungnahme zunächst an den Oberbürgermeister, die Dezernenten, die Fraktionsvorsitzenden aller im Stadtparlament vertretenen Parteien und Wählervereinigungen sowie den Mitgliedern des Umweltausschusses zugeleitet.
Der Förderverein kritisiert folgende Punkte: Durch die geplante Maßnahme müssten die meisten Bäume des  Auewäldchens an der Ostseite des Mühlchens gefällt werden. Es entfiele der natürliche und harmonische Sichtabschluss; der Blick der Badegäste wäre frei auf eine Straße mit einer künstlichen Böschung mit Abfangungen aus Beton. Der Lärm von den häufig vorbei fahrenden Güterzügen würde sich über das ganze Gelände ausbreiten. Außerdem ist zu vermuten, dass dann die Würzburger Straße – auch unerlaubterweise – von schnell fahrenden PKW genutzt würde. Für Spaziergänger wäre sie dann nicht mehr benutzbar. Der Verein befürwortet eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots in Arheilgen – insbesondere auch im Hinblick auf die schlechte Anbindung von Mühlchen und SGA. Dies darf aber nicht auf Kosten von Natur und wertvollem Kulturgut geschehen.

Die Vorlage sollte am 8. September im Umweltausschuss beschlossen werden, wurde dann aber von der zuständigen Dezernentin, Cornelia Zuschke, von der Tagesordnung genommen, da das Mühlchen mittlerweile unter Denkmalschutz steht, wodurch eine neue Situation entstanden sei. Auch der Förderverein hatte darauf hingewiesen, dass jede Maßnahme in der Umgebung eines Denkmals mit der unteren Denkmalschutzbehörde abgestimmt sein muss. Vier Vorstandsmitglieder des Fördervereins, darunter die Vorsitzenden, Dr. Stefan Nold und Elke Schauss, nahmen an der Ausschussitzung als Gäste teil und nutzen die Möglichkeit, zu Beginn der Sitzung Fragen zu stellen. Frau Schauss hatte dazu ein Handout vorbereitet (die im Handout verteilten Bilder mit dem Vergleich – vorher <> nachher finden Sie im Anschluß an diesen Artikel), das die Auswirkungen der geplanten Maßnahme plastisch darstellt. In der Kürze der dafür vorgesehenen Zeit (30 Minuten) konnten jedoch die ingesamt 20 Fragen des Fördervereins nicht beantwortet werden. Mit der Dezernentin, Frau Zuschke, und dem zuständigen Abteilungsleiter im Stadtplanungsamt, Ulrich Ranly, wurde vereinbart, während des laufenden Monats gemeinsam vor Ort nach einer Lösung zu suchen. In den von der Stadt Darmstadt kürzlich veröffentlichen Leitlinien zur Bürgerbeteiligung heißt es: „Bürgerinnen und Bürger gestalten gemeinsam mit Politik und Verwaltung Planungsprozesse aktiv mit. Hierzu infomiert die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger frühzeitig über die Planungen und Vorhaben in der Stadt“. Der Förderverein erwartet, dass diese Leitlinien beim geplanten Bauvorhaben an der Ostseite des Mühlchens von der Stadt in Zukunft auch angewandt werden und hofft auf eine konstruktive Zusammenarbeit auch mit anderen Initiativen. Die Zeit drängt, denn schon im nächsten Jahr wird die Bahn die Eisenbahnbrücken sanieren und in diesem Zusammenhang soll auch das Vorhaben der Stadt umgesetzt werden.Am Samstag den 5.9. fand bereits vor Ort ein erstes Arbeitstreffen von Förderverein und der IGAB statt. Der Förderverein ist zuversichtlich, dass gemeinsam mit allen Akteuren eine einvernehmliche Lösung erzielt werden kann stellt jedoch abschließend eindeutig fest: Bürgerberuhigung ist keine Bürgerbeteiligung.  

Vergleich: Vorher <> Nachher

Stellungnahme des Fördervereins zum Magistratsvorlage

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